• 16 • FOTOS FRÜHER BIS HEUTE
- 16.1 Fotos früher - Ortsmitte vor Oktober 1944
- 16.2 Der Neuanfang in Deutschland
- 16.3 Fotos heute
16.1. Fotos früher
Kischker bis Okt. 1944 - Maler: Hans Merkhoffer 1982, Karlsruhe - Format 300 cm x 130 cm
Letztes Frühjahr in der Ochsengasse in Kischker 1944
Ziegelei (1)
Ziegelei (2)
Haus in Kischker (3)
Ziegelei (4)
Ziegelei (5)
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Wie's friehr war
Denkt mr noh an friehri Zeite,
no krampft's sich zamm es Herz;
die Junge, die kenne uns beneide,
was wisse die vun Freid un Schmerz!
Donmols war's ganz anerscht noch:
die Welt war jung - un so aa mir;
die Luft war sauwr un hat gut geroch,
un gsund war alles, Mensch un Tier.
Sogar dr Himmel war scheenr bloo,
die Sunn wärmr, die Sterne heller;
die Leit han nit so viel geloo,
un voll war Haus un Hof un Keller.
Mir ware ausgeloss un han getobt,
die Welt war scheen un friedlich;
uns Jungi hat mr nare so gelobt,
mir ware fleissich, brav un niedlich.
Musich hat gschpielt, mir han gsung,
han getanzt un ware arich luschtich;
mir han im Mai de Boom vars Haus gebrung
un getraa de Kerweihschtrauss, de duftich.
Unser Eltre ha'mr arich eschterniert
un reschpektiert die anre alte Leit;
ınir han uns wie sich's g'hert ufgfiehrt,
un darum war's so scheen in sellr Zeit!
Christ N. Herr
Bilder aus "Unvergessenes Kischker" 1980 von Johann Lorenz D. J.
Dorfabend
Dunkel wird`s, die Abendglocken
läuten schon den Sonntag ein.
Ziehn die Gassen, staubestrocken,
Scheitel durch die Häuserreihen.
Draußen auf den Gassenbänken
ruht sich`s gut vom Tagwerk aus.
Schauen, Lauschen, Plaudern, Denken -
paarweis findet man nach Haus.
Fegt ein Lüftlein durch die Gasse,
löscht im letzten Haus das Licht,
übers Kirchdach scheint der blasse
Mond dem Dorf ins Traumgesicht.
Dr. Roland Vetter
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Scheidestund
Ich spielt mein letztes Kinderspiel
So froh und sorgenfrei.
Da schlug hinein die Scheidestund,
Und alles war vorbei.
Zwar schweren Herzens zog ich an
Ein neues, feines Kleid.
Das alte schlichte zog ich aus;
Die Kinderseligkeit.
Da küßte ich heiß dem Mütterlein
Die blasse, welke Wang;
Sie weinte, weil mir ward ums Herz
So bang, so sterbensbang.
Die Pferde zogen traurig an,
Das Tor flog stöhnend zu.
Verschlossen hat's auf ewig mir
Der Kindheit Glück und Ruh.
Jakob Bleyer 1886 elfjährig
16.2 Der Neuanfang in Deutschland
16.3 Fotos jetziger Zeit
Heimkehr
Das Haus, wo ich geboren bin,
erscheint mir seltsam fremd.
Die Winde durch die Zimmer ziehn,
von keiner Tür gehemmt.
Das Haus, wo ich geboren bin,
erkennt mich auch nicht mehr.
Wo sind nur all die Jahre hin?
Mein Schritt ist müd und schwer.
Das Haus, wo ich geboren bin,
steht einsam und verwaist.
Sein alter Glanz ist längst dahin,
verwittert und vergreist.
Das Haus, wo ich geboren bin,
vermodert und verfällt.
Es siecht verlassen vor sich hin
und war doch meine Welt.
Das Haus, wo ich geboren bin,
hat dies mit mir gemeinsam:
Wir altern beide still dahin,
und beide sind wir einsam.
Horst Gerhardt
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Ich schlof un trääm
De Mond dart drowwe schwemmt so stad
im lichte Sternemeer,
er glitzert hell, wie wann er grad '
aus lauder Silwer wär.
Sei Strahle leichte in die Nacht .
ganz tief enin un weit,
aus ehrem Schimmer streemt so sacht
e stilli Selichkeit.
Sie falle in mei Stibbche nin,
darch 's Fenschter gee de Hof
un lulle mich uf eemol in
e sanfter, sießer Schlof.
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Ich schlof un trääm, daß ich jetz Freed
un Fried im Herz hätt gfunn...
Doch wann de Hohn friehmarjets kräht,
noo is mei Troom verunn.
Johann Petri – Schowe
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Bilder einer Kischker Reise - von Doris & Helmut - im Oktober 2014 .
Kerscheblieh
Mei Sehnsucht un Gedanke fliehn
jetz immer nerre heem;
im Hof un Garte stehn un bliehn
deheem mei Kerschebääm.
In eemfart tut's mich heemzus ziehn,
wu ich aa geh und steh,
noch eemol wollt ich geere siehn
die Blieje, weiß wie Schnee.
Ich wollt beim Heckezaun dart stehn
im duftich Maiewind,
wollt siehn de Kerschebliejereen
un froh sin wie e Kind.
Wollt siehn, wie meer im Bliejereen
mei aldes Heem noch winkt, -
noo wollt ich Widder weidergehn,
daß´s Hert meer net vespringt.
Johann Petri - Schowe